Hier möchte heute ein heikles Tabuthema ansprechen. Ist sicher nicht schlecht, wenn sich das so viele Menschen wie möglich, auch nichtbetroffene stille Leser, durchlesen und einfach bescheidwissen. Ich denke in Sachen Trauerbewältigung muß noch so viel getan werden. Das schweigen die meisten tod. Das soll sich ändern.
Es geht hier im trauernde Eltern und Tipps für Angehörige, Freunde, Bekannte, Nachbarn usw...
Das tut uns trauernden Eltern gut:
"Es tut uns sehr leid, dass Ihr Euer geliebtes Kind verloren habt"
Dieser Satz sagt einfach alles, mehr muß nicht sein. Es zeigt Eure Anteilnahme und Eure Betroffenheit.
Wenn unser Kind einen Namen hat, dann spricht diesen aus. Vermeidet diese scheusliche "ES" Form.
Ich mußte mir selbst mal anhören.
"Was???? ES hat noch gelebt. Ihr mußtet ES noch beerdigen?? Wie schrecklich!
Die Kinder haben ein Geschlecht und einen Namen.
Wenn ihr den Namen nicht wisst oder gar das Geschlecht, weil es eine frühe Fehlgeburt war, dann fragt die Eltern, was sie für ein Gefühl hatten, ob es ein Mädchen oder Junge war. Oft suchen sich Eltern instinktiv das Geschlecht aus und vergeben einen schönen Namen. Das sollte ihn jedem Fall berücksichtigt werden.
Bitte gibt uns Zeit und Gedult.....
" Ihr habt nun aber doch schon genug getrauert!" Bitte nie sagen, die Trauer um ein Kind dauert oft Jahre an, sogar ein Leben lang. Nur wird die Trauer mit der Zeit leichter und wir trauern dann ab und zu, wie uns danach ist.
Diesen Satz hörte ich teilweise schon 3 Wochen nach Davids Tod!!!!!!
Bitte nehmt nicht jedes Wort auf die "Goldwaage" was wir sagen, denn wir sind in der Zeit sehr empfindlich und verletztbar. Wir sind sind reizbar und in einem totalen Ausnahmezustand in den ersten Monaten.
Nehmt uns in den Arm und das hört uns still zu, auch mal ohne ein Wort zu sagen.
Auch wenn wir es schon zum 100 mal erzählen. Es sind die einzigen Erinnerungen an unser Kind. Mehr werden wir nie haben als diese.
Nehmt unser Kind an, seht Euch Bilder an, wenn wir sie Euch zeigen möchten, geht mit uns aufs Grab und bewundert es mit uns. Die meisten Eltern sind sehr stolz auf den kleinen Garten und für sie ist das Grab sehr sehr wichtig. Es ist das einzige was wir noch hegen und pflegen dürfen, wenn wir es bei unseren Kindern nicht mehr tun dürfen. Und wir sind froh, es beerdigt zu haben.....wir brauchen einen Ort, wo wir uns unserem Kind ganz nahe fühlen.
Denkt an Geburts-und Todestage unserer Kinder und gedenkt diese Tage mit uns zusammen, wenn wir sie gedenken oder eine kleine Geburtstagsfeier für unser totes Kind am Grab machen.
Was uns sehr weh tut sind Worte wie:
"Ihr könnt noch andere Kinder haben"
Klar können wir das, aber keiner kann uns das geliebte verstorbene Kind ersetzen. Kein Kind der Welt!
"Seid froh, ihr habt doch schon zwei Kinder. Was wollt ihr mehr?"
Glaubt uns endlich.... nachdem was alles passiert ist, sind wir mehr als dankbar für unseren gesunden Kinder, die wir haben. Wir wissen ganz genau, was für ein Glück es ist, nachdem eines unserer Kinder nicht gesund war und starb. Wer könnte es wohl besser wissen.??? Es verletzt uns und lässt und denken, wir wären undankbar, weil wir dem einem nachtrauern. Oder die anderen denken das von uns!!!
"Es war ja noch kein richtiges Kind"
Wieviel cm oder Gewicht, welche Schwangerschaftswoche, das alles spielt keine Rolle. Es war unser Kind, auf das wir uns freuten und deren Zukunft wir uns schon ausschmückten. Denn sobald eine Frau erfährt, dass sie schwanger ist, beginnt sie sich ihr Kind vorzustellen und das gemeinsame Leben mit Ihm zu planen.
Es tut immer weh ein Kind zu verliehren.....
"Seid froh, dass es schon so früh gestorben ist und nicht erst nach Wochen oder sogar Jahren. "
Natürlich je länger man ein Kind hat desto schwerer ist es loszulassen. Aber es kann auch sehr weh tun, es nur zu kurz zu haben und es nie gewickelt oder gefüttert zu haben. Es wird ein Stück Muttersein geraubt und das kann genauso weh tun. In dem Fall kann man nie sagen, was besser ist.
" Es ist wohl besser so!"
Was ist besser???? Hääää??? Das unser Kind tod ist??? So schlimm wären wir als Eltern wohl auch nicht, dass es besser ist zu sterben. Was ist das für ein abseulicher Satz. Zu Euch sagt auch keiner: " Mensch zu bist so schlimm, das ist es besser, wenn du stirbst."
"Es ist besser so, als wäre es behindert"
Nein es ist definitiv nicht besser so. Ich hätte mein Kind lieber behindert als tod.
Denn man bedenke, behinderte Kinder haben auch ein RECHT zu leben, solange es ein würdiges, schönes Leben voller Liebe ist.
Ich kenne einige behinderte Kinder und diese sind glücklich und auch ihre Eltern würden es nie gegen ein gesundes tauschen wollen. Außerdem gibt es so viele Arten der Behinderungen. Fängt an bei leichter Entwicklungsverzögerung oder leichtem Gehfehler bis zur schweren Behinderungen. Man sehe sich doch nur mongolide Kinder an, wie lebenswert ihr Leben ist und wir glücklich sie sind. Sie sind wunderbare Kinder.
"Fordert das Schicksal nicht nochmal heraus, denn es könnte sich rächen!"
Also es ist allein unsere Entscheidung, ob wir noch Kinder bekommen wollen oder nicht. Wir müssen die Schwangerschaft und evtl. einen erneuten Tod des Kindes verkraften und nicht ihr. Es ist allein unsere Entscheidung. Selbst die Ärzte wollen uns diese Entscheidung nicht abnehmen, weil man nie weiß wie eine erneute Schwangerschaft verläuft.
Und wofür hat will sich das Schicksal rächen????? Es hat sich doch schon gerächt, was will es noch. War haben dem Schicksal das wertvollste was wir hatten geben müssen. Unser Kind.
Also ist das totaler Schwachsinn. Ich frage mich wirklich bei dem Satz, was ich verbrochen habe?
Aber diejenigen die das sagten, konnten mir diese Frage auch nicht beantworten.
"Es war bestimmt..........schuld"
Glaubt uns, wir haben die Hintergründe für den Tod unseres Kindes mehr als hinterleuchtet. Wir haben alle Gründe oder evtl Schuldigen gefunden oder auch nicht.
Manchmal gibt es einfach keine Schuldigen. Sogar sehr oft ist es einfach nur Pech oder Verkettung unglücklicher Umstände.
Sucht nicht nach Gründen oder Schuldigen. Das bringt uns unser Kind nicht zurück und hilft uns auch nicht. Wir wollen Frieden mit dem Tod unseres Kindes schließen. Wut und Hass treibt die Trauer nur intensiver und länger an. Und es ist der falsche Weg zur Verarbeitung.
Und gebt uns vorallem nicht die schuld!!! Egal was war. Glaubt uns wir plagen uns genug mit Schuldgefühlen umher. Oft sogar wenn wir absolut nichts dafür können.
Dann beschuldigen wir unseren Körper, der versagt hat. Bitte bestätigt uns das Gefühl noch nicht zusätzlich, weil es Blödsinn ist. Und es führt oft zu Depressionen, sogar zum Selbstmordgedanken....
Meistens verabschieden die Eltern ihr Kind, halten ihr totes Kind im Arm oder begleiten es zusammen in den Tod. Diese Momente sind für die Eltern sehr sehr wichtig. Man bekommt nur einmal die Chance dazu.
"Wollt ihr Euch das wirklich antun? " Bekamen wir zu hören.
Wir müssen es uns antun, wir wollen es. Wir können doch unser Kind nicht allein sterben lassen und nicht nicht verabschieden. Das ist pures davonlaufen, sonst nichts.
Die meisten bereuen oft im Nachhinein ihr Kind nicht verabschiedet zu haben und machen sich Vorwürfe ein leben lang.
Wir fanden es traurig, dass außer uns und der Patentante von David keiner aus meiner Familie David sehen wollte. Weder lebendig noch tod. Obwohl vor drei Jahren mein Sohn Luca im ähnlichen Zustand war auf der Intensivstation und da kamen alle. Das macht uns total traurig. Das sollten die engen Familienmitglieder wie Großeltern unbedingt tun. Meine Mutter bereut es sehr.....im Nachhinein, aber es ist nun zu spät. Sie kämpft damit ihr Enkelchen im Stich gelassen zu haben, nur weil sie Angst vor dem Anblick hatte. Sie wirft sich vor aus egoistischem Sebstschutz gehandelt zu haben und nicht an David gedacht zu haben, was er fühlt und durchmacht.
Einmal sagte sie sogar: "Vielleicht starb er, weil sonst keiner an ihn geglaubt hat. Keiner hat ihn außer Euch besucht!"
Natürlich ist das Blödsinn, aber dann kommen solche Gedanken und Vorwürfe.
Danke fürs Lesen und ich hoffe, dass es etwas an Aufklärung bringt!